Die fruchtbare Zaisenhäuser Gemarkung ist seit der Jungsteinzeit vor 7.000 Jahren durchgängig besiedelt. Funde aus der Zeit der Bandkeramiker, der Bronzezeit und die Entdeckung einer römischen Villa Rustica belegen dies.
Ein fränkisches Königsgut wurde nach der Völkerwanderungszeit zur Keimzelle des heutigen Dorfes. Dieser Königshof mit 23 grundhörigen Hofstätten unterstand dem Kloster Weißenburg im Nordelsass.
Urkundlich erwähnt wurde Ceisenhusen erstmals im Jahr 991, als der Salier-Herzog Otto diesen Königshof zusammen mit 67 anderen Gütern des Klosters Weißenburg gewaltsam in seinen Besitz nahm.
Im Mittelalter übte das Zisterzienserkloster Maulbronn rund 400 Jahre lang die Ortsherrschaft aus. In dieser Zeit entwickelte sich Zaisenhausen zu einem stattlichen Reihendorf, das durch zwei Dorftore geschützt war. Etwas außerhalb befand sich im Gewann Hofrecht in der Nähe des heutigen Friedhofs ein befestigter Weiler mit einer eigenen Kirche.
Nach der Reformation gehörte der Ort zu Württemberg und ab 1747 zur Kurpfalz.
Den Höhepunkt seiner bisherigen Geschichte erlebte der Ort im 18. Jahrhundert, als im Kohlbachtal schwefelhaltige Heilquellen entdeckt wurden. Daraufhin ließ der Herzog von Württemberg hier Kuranlagen errichten, die Kranke und Badegäste aus weitem Umkreis anlockten und dem Ort eine wirtschaftliche Blütezeit bescherten.
Nachdem Zaisenhausen in den Besitz der Kurpfalz gekommen war, ließ Kurfürst Carl Theodor das Zaisenhäuser Schwefelbad renovieren und vergrößern, so dass die Gesamtanlage um 1770 rund hundert Räume und eine weitläufige Kuranlage umfasste. Dann setzte ein unerwarteter und schneller Niedergang ein, weil Kurfürst Carl Theodor die Wittelsbacher in Bayern beerbte und seine Residenz ins Münchner Schloss Nymphenburg verlegte. Die Kurpfalz verlor daraufhin das Interesse an der Erhaltung der Badeanlage. Alle späteren Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. 2013 wurde am Ortseingang ein Informationspavillon über die Geschichte des Schwefelbades eingeweiht.
Die evangelische Kirche „Zu unserer lieben Frau“ ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Gemeinde. Sie wird auch Dom des Kraichgaus genannt und wurde von 1834-36 nach Plänen des Karlsruher Oberbaurats Heinrich Hübsch gebaut, einem der bedeutendsten Architekten seiner Zeit.
Seit 1803 ist Zaisenhausen badisch. Das Dorf hatte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fast ausschließlich evangelische Einwohner. Durch den Zuzug von fast 500 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen kamen nach Kriegsende viele katholische Einwohner hinzu.
Ab den 1960er Jahren erlebte Zaisenhausen einen grundlegenden Strukturwandel von einem traditionellen Kraichgauer Bauerndorf zu einer gewerblich-industriell geprägten Gemeinde, in der heute fast 600 Menschen einen Arbeitsplatz finden. Damit verbunden war die Schaffung von zwei Gewerbegebieten und mehreren neuen Wohngebieten sowie der Zuzug einer größeren Anzahl von Einwohnern aus Osteuropa und dem Mittelmeerraum.
Bis 1973 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Sinsheim. Bei dessen Auflösung im Rahmen der großen baden-württembergischen Verwaltungsreform konnte Zaisenhausen seine Selbständigkeit behaupten. Das Dorf blieb badisch und kam zum Landkreis Karlsruhe und ist heute mit knapp 1.700 Einwohnern die kleinste Gemeinde dieses Landkreises. Mit der Nachbargemeinde Sulzfeld besteht seit 1975 eine gut funktionierende Verwaltungsgemeinschaft.
Durch die Umgehungsstraße im Zuge der B 293 und den Anschluss an die Stadtbahnlinie S4 von Karlsruhe nach Heilbronn ist Zaisenhausen heute verkehrsmäßig hervorragend erschlossen. Zusammen mit seiner Lage im reizvollen Kraichgauer Hügelland macht dies den hohen Wohnwert der Gemeinde aus
Im Laufe seiner Geschichte änderte sich die Schreibweise des Ortes häufig, je nach Vorliebe des Verfassers. Erst in der Neuzeit setzte sich die heutige Schreibweise durch.
991 Ceisenhusen
1252 Ceizenhusen
1254 Zeizenhusen
1256 Zeisenhusen
1301 Zeissenhuesen
1323 Zezenhusen, Zezinhusen
1365 Zaysenhusen, Zaisenhusen
1388 Zaißenhusen
1405 Zeyßenhusen
1435 Zeyszenhusen
1438 Zaysenhausen
1479 Zeusenhusen
1505 Zeissenhusen
1527 Zeißahusen
1553 Zaißenhaußen
Majolika zur Geschichte Zaisenhausens im Rathaus
Diese wertvolle Baukeramik wurde in der Staatlichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe von dem Künstler und Keramikmeister
Karl-Heinz Feisst (1925 - 2011)
entworfen und angefertigt.
Wappen linke Seite:
oben: Gochsheim (Ebersteiner Rose), Baden, Kloster Maulbronn, Göler von Ravensburg
unten: Herren von Enzberg (Zaisolf - Wolframe), Grafen von Neipperg
Wappen rechte Seite:
oben: Kurpfalz
unten: Sickingen/Flehingen
Persönlichkeiten aus Zaisenhausen
Andreas Schühle der Ältere
1759 - 1843
Abgeordneter im ersten badischen Parlament
Andreas Schühle d. Ä. war von 1804 - 1831 Schultheiß in Zaisenhausen. Im Ortssippenbuch wird er auch als ´der alt Vogt´ bezeichnet. Offensichtlich war Andreas Schühle überörtlich sehr bekannt und geachtet, denn er wurde im Jahr 1818 als Abgeordneter für den Amtsbezirk Bretten und Teile des Amtsbezirks Eppingen in die Zweite Kammer des ersten Parlaments im Großherzogtum Baden gewählt. Er übte sein Amt als Abgeordneter von 1819-1821 aus.
In Zaisenhausen war er zusammen mit dem Volksdichter Samuel Friedrich Sauter und Pfarrer Hamel maßgeblich an der Entscheidung für den Bau einer neuen Dorfkirche nach den Plänen des großen badischen Baumeisters Heinrich Hübsch beteiligt.
Samuel Friedrich Sauter
1766-1846
Volksdichter und Schulmeister
Der bekanntester Einwohner Zaisenhausens war der Volksdichter Samuel Friedrich Sauter. Er war mehr als 25 Jahre der Schulmeister des Dorfes. Neben seinem Hauptberuf als Lehrer war Sauter auch als Mesner, Chorleiter, Gerichtsschreiber, Steuereinnehmer, Heimatforscher und Landwirt tätig. Außerdem hatte er für eine große Familie zu sorgen.
Daneben betätigte er sich als Heimatforscher und kämpfte unermüdlich für die gesellschaftliche Aufwertung seines Berufsstandes. Nach seiner Berufstätigkeit kehrte Sauter in seinen Geburtsort Flehingen zurück.
Sauter verfasste über 300 Gedichte und gereimte Erzählungen. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Lieder „Das arme Dorfschulmeisterlein“, „Das Lied vom Krämermichel“ und das „Kartoffellied“. Sein Gedicht „Der Wachtelschlag“ wurde von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert vertont.
Emma Wanner
1885 - ?
Mundartforscherin und Lehrerin
Als junge Lehrerin hat die in Unterwittighausen im Main-Tauber-Kreis geborene Emma Wanner die lokale Mundart, wie diese um 1900 gesprochen wurde, in ihrer ´Lautlehre der Zaisenhäuser Mundart´ nach wissenschaftlichen Kriterien beschrieben. Der bekannte Germanist Ludwig Sütterlin von der Universität Heidelberg beriet sie bei ihrer Arbeit. In den Jahren 1907-10 wurden die sprachwissenschaftlichen Ergebnisse Emma Wanners in mehreren Artikeln in der Zeitschrift für deutsche Mundarten veröffentlicht. Später unterrichtete sie in Heidelberg und war dort nach dem Zweiten Weltkrieg Rektorin der Lieselotteschule.
Erwin Eckert
1893-1972
Pfarrer und sozialistischer Politiker
Erwin Eckerts Vater war Lehrer in Zaisenhausen. Als Erwin sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Mannheim, weil sein Vater dort eine Lehrerstelle übernahm.
1911 trat Erwin Eckert in die SPD ein und studierte Philosophie und Theologie. Als Kriegsfreiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Seine Erfahrungen in diesem Krieg machten ihn aber zu einem entschiedenen Kriegsgegner. Er wurde Pfarrer und war einer der führenden Köpfe des Bundes der religiösen Sozialisten.
Eckert war in der Endphase der Weimarer Republik einer der profiliertesten Redner gegen den Nationalsozialismus, vor dem er in vielen Veranstaltungen vor Tausenden von Zuhörern warnte.
Wegen seiner antimilitärischen Einstellung und seiner innerparteilichen Kritik wurde er 1931 aus der SPD ausgeschlossen. Infolge seines anschließenden Wechsels zur KPD wurde Pfarrer Eckert vom deutschnationalen Karlsruher Oberkirchenrat fristlos entlassen. Sofort nach der Machtergreifung durch die Faschisten war Erwin Eckert mehrere Jahre lang inhaftiert. Nach Kriegsende wurde der bekannte Nazigegner 1946 als Staatskommissar in der erste Allparteienregierung Südbadens berufen. Ab 1949 war er Landtagsabgeordneter der KPD bis zu deren Verbot im Jahr 1956.
Gemäß seinem Wahlspruch „Dem Ganzen dienen, sich selbst treu bleiben“ setzte sich Erwin Eckert als eines der beiden deutschen Mitglieder im Weltfriedensrat für soziale Gerechtigkeit und Frieden in der Welt ein. Dieses Engagement brachte ihn in den vom Antikommunismus geprägten Anfangsjahren der Bundesrepublik erneut in Schwierigkeiten. Erwin Eckert wurde 1960 als führendes Mitglied im Friedenskomitee der Bundesrepublik Deutschland wegen „Rädelsführerschaft in einer verfassungsfeindlichen Vereinigung“ in einem international beachteten Prozess zu einer Haftstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt.
Seinen Lebensabend verbrachte Erwin Eckert in sehr bescheidenen Verhältnissen. Erst 1999 wurde Erwin Eckert posthum von der Synode der evangelischen Landeskirche rehabilitiert.
Professor Wilhelm Artur Barthlott
*1946
Wissenschaftler von Weltrang
Wilhelm Barthlott ist der Sohn des Zaisenhäuser Ochsenwirts und Metzgermeisters Arthur Wilhelm Barthlott und dessen Ehefrau Elsa geb. Hilpp. Nach dem Abitur am Justus-Knecht-Gymnasium in Bruchsal studierte er Biologie, Chemie, Physik und Geographie in Heidelberg, wo er 1973 promovierte. Danach unternahm er erste Forschungsreisen nach Afrika und Südamerika. Ab 1982 war Wilhelm Barthlott Professor an der Freien Universität Berlin und von 1985 bis 2011 Direktor des Botanischen Gartens der Universität Bonn. Im Jahr 2003 war er Gründungsdirektor des Nees-Instituts für Biodiversität der Pflanzen der Bonner Universität.
Sein Hauptarbeitsgebiet sind die Erforschung und der Schutz der Biodiversität und die elektronenmikroskopische Feinstruktur biologischer Oberflächen und deren technische Anwendung, ein Fachgebiet das man heute als ´Bionik´ bezeichnet. Seine Entdeckung des Lotus-Effektes und des Salvinia-Effektes bedeutete weltweit einen Durchbruch für Oberflächentechnologien.
Wilhelm A. Barthlotts Forschungsergebnisse sind in vielen Büchern und in weit über 450 wissenschaftlichen Publikationen zusammengefasst. Er erhielt zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Umweltpreis. Unter anderem ist er auch Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften ´Leopoldina´.
Wilhelm Barthlott lebt seit seiner Emeritierung in Bonn und ist unverändert seiner Heimat verbunden. Im Jahr 2021 erhielt anlässlich seines 75. Geburtstages der Hauptweg vom Bonner Schloss Poppelsdorf zu den Botanischen Gärten, deren Direktor er lange Zeit war, den Namen Barthlottweg.