Im Oktober 2015 hatte der Gemeinderat den Aupftrag für eine Machbarkeitsstudie für eine zentrale Anlage zur Wasserenthärtung an Dr. Ing. Sebastian Hesse vom Karlsruher Technologiezentrum Wasser vergeben.
Dr. Hesse stellte nun anhand einer Präsentation sein Ergebnis vor.
Eingangs führte Dr. Hesse aus, das Trinkwasser in Zaisenhausen sei von guter Qualität, habe aber eine Härte von 24° deutscher Härte. Eine Enthärtungsanlage am Hochbehälter sei gesetzlich nicht vorgeschrieben, bringe aber einen erhöhten Komfort für die Wasserverbraucher in Form von geringerem Reinigungsaufwand bei Armaturen und Geräten. Außerdem ließen sich mit einer solchen Anlage Waschpulver und Spülmittel sparen. Die Lebensdauer von Geräten, die mit warmem Wasser arbeiten, würde verlängert. Insgesamt könne ein sehr bewusster und ökologischer Verbraucher durch eine zentrale Enthärtungsanlage bis zu 0,64 € pro qm sparen.
Seiner Meinung nach ist das Membranverfahren (Umkehrosmose) die beste Technologie für Zaisenhausen, da dieses Verfahren rein physikalisch arbeitet und ohne Chemikalien auskommt. Bei diesem Verfahren wird das Wasser mit einem Druck von 8 bis 12 bar durch eine Membran gedrückt und der Kalk abgeschieden. Damit könne man eine Reduktion von 24° auf 8° deutscher Härte erreichen.
Eine solche Enthärtungsanlage erfordere Investitions- und Betriebskosten von rund 516.000 €. Der Wasserpreis müsste um mindestens 0,71 € pro qm (plus 7% MWSt) angehoben werden.
Wie Dr. Hesse weiter ausführte, habe sich bei seiner Untersuchung ein weiteres Problem gezeigt: Die Pumpen der beiden Brunnen am Claffenbrunnen und am Mörsbach fördern nicht die Wassermenge, die sie eigentlich sollen. Anstatt möglichen 8,5 l pro s kämen am Hochbehälter nur 2,8 l pro s an. Diese Pumpenleistung sei bei Verbrauchsspitzen von 5,8 l pro s eindeutig zu schwach. Daher müssten unabhängig von einer Enthärtungsanlage stärkere Pumpen eingebaut werden.
Wie Bürgermeisterin Cathrin Wöhrle ergänzte, ist im letzten Sommer an heißen Tagen der Wasserdruck deshalb bedenklich gesunken und sie habe zum Wassersparen aufrufen müssen. Die neuen Pumpen würden rund 70.000 € kosten und den Wasserpreis um weitere 0,06 € (plus 7% MWSt) pro qm verteuern.
Dr. Hesse empfahl außerdem zu untersuchen, ob weitere Sanierungsmaßnahmen an den Brunnen erforderlich sind.
Beim Bau einer Enthärtungsanlage müssten auch 14 % mehr Wasser (ca. 14.000 qm) als heute gefördert werden, weil diese Wassermenge für den Betrieb der Membrananlage gebraucht werde. Dadurch steige gleichzeitig die Abwassermenge um 14 %.
Die Anlage müsste also durch eine 1 km lange Leitung an das Abwassernetz angeschlossen werden und das angefallene Konzentrat zur Kläranlage in Flehingen geleitet werden. In Flehingen kann diese zusätzliche Abwassermenge verkraftet werden, allerdings ist noch zu klären, welchen Preis Zaisenhausen dafür zahlen muss.
In der anschließenden Diskussion ging es insbesondere um folgende Fragen:
Ist auf Dauer die erhöhte Wassermenge verfügbar?
Ist die Qualität des Trinkwassers nach der Enthärtung noch genauso gut wie derzeit, da bei der Enthärtung auch andere Mineralien herausgefiltert werden?
Ist eine Steigerung des Wasserpreises um ca. 1,00 € pro qm für die Bevölkerung zumutbar? Denn Enthärtungsanlage, Brunnensanierung und höhere Abwasserkosten machen eine Erhöhung um diesen Betrag wahrscheinlich.
Werden Betriebe und Haushalte, die große Mengen kaltes Wasser benötigen, übermäßig belastet?
Ist die mögliche Ersparnis von 0,64 € für die Verbraucher in der Praxis realistisch?
Wie ist die Akzeptanz bei den Haushalten, die bereits in eine private Enthärtungsanlage investiert haben?
Natürlich konnten diese Fragen nicht abschließend geklärt werden, wiesen aber eindeutig auf die Schwierigkeit hin, die richtige Entscheidung zu treffen. Die Machbarkeitsstudie von Dr. Ing. Hesse hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, weil dadurch auch der Sanierungsbedarf bei den Pumpen offenkundig wurde.
Abschließend nahm der Gemeinderat einstimmig die Ergebnisse von Dr. Hesse zur Kenntnis und fasste gleichzeitig einstimmig den Grundsatzbeschluss zur Sanierung der Brunnen.
Weiterhin wurde vereinbart, in naher Zukunft zwei Wasserwerke zu besichtigen, die mit dem Membranverfahren arbeiten. Erst dann soll eine Entscheidung getroffen werden, ob eine zentrale Wasserenthärtungsanlage am Hochbehälter gebaut wird.